Ich öffne meine Vulva, damit alle sie sehen können,
ich ziehe sie weit auseinander,
das Tor, durch das alles kommt,
der Durchgang zum Leben.
Ich sage, tritt durch mein Tor,
öffne dich für das, was ist,
wenn du etwas Wichtiges hast,
zeige es,
so dass jeder es sehen kann.
Ich bin die Öffnung in diese Welt,
das Heilige und das Verrückte,
das Wilde und das Wollige,
das Mutige und das Dreiste.
Ich bin die Weise Alte,
von so vielen Windungen geöffnet,
zusammengebrochen,
eingebrochen,
durchgebrochen.
Ich bin das Tor zum Leben,
und ich sage:
„Öffne dich!“
Bedeutung:
Sheila na Gig grinst dich herausfordernd an und lädt dich ein, mit ihr die Öffnung zu wagen. Eine gute Phase für neue Erfahrungen, neue Begegnungen mit Menschen, Orten und Dingen beginnt. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um neue Projekte in Angriff zu nehmen, mit kühnem Wagemut neue Wege zu bahnen. Das Universum lädt dich ein, heraus zu kommen und zu spielen. Vielleicht musstest du bisher deine Energie zusammen ziehen und mit einer Wunde, einem Schmerz oder einer Trennung fertig zu werden. Oder du hattest Angst davor, dich zu öffnen. Es kann sein, dass du diese Zeit der Zurückgezogenheit brauchtest, um dich nach innen zu wenden und einige Dinge für dich zu ordnen.
Doch nun kommt Sheila na Gig und erinnert dich daran, dass auf jede Phase des Zusammenziehens eine Ausdehnung, Öffnung folgt. Du kannst deine Ganzheit unterstützen, indem du das Neue, das durch die Ausdehnung und die Öffnung zu dir kommen wird, zu einem Teil von dir machst.
Mythologie:
Die grinsende Figur der irischen Göttin der Geburt und des Todes Sheila na Gig schmückte mit ihrer weit offen gehaltenen Yoni so manches Kirchentor, bis sie von denen, die daran Anstoß nahmen, herunter gerissen und zerstört wurde. Die Kelten verehrten die heilige Kraft der weiblichen Genitalien und verwendeten Plastiken von Ihnen, um sich zu schützen. Sheila na Gig ist hier als Alte, als weise Frau in all ihrem Glanz abgebildet: mit knochigem Brustkasten, vertrockneten und hängenden Brüsten, mit nur wenigen verbliebenen Zähnen und schütterem Haar – und doch lebenssprühend und herausfordernd in der Schönheit ihres Alters. Jede Frau hat das Recht, diese Schönheit für sich zu beanspruchen. Sie fordert dich heraus, sie anzuschauen und deinen Ängsten vor dem Altern ins Auge zu sehen. Schließlich kannst auch du im Triumph das feiern, was altern und sterben wird.
Abbildungen und Texte aus
“Göttinnen Geflüster - Mit Orakel und Ritualen zur eigenen Kraft”
von Amy Sophia Marashinsky / Hrana Janto
mit freundlicher Genehmigung: © Schirner Verlag Darmstad