Dann wurden mir die Finger abgeschnitten,
ich wurde getreten,
ich wurde verletzt,
ich wurde verwundet,
ich wurde belogen,
ich wurde betrogen,
ich wurde verlassen.
Mein Leid war groß,
aber ganz unten in der Tiefe,
im Herzen des Ozeans,
wo ich zum Sterben zurück gelassen wurde,
begriff ich meine Machtlosigkeit,
wie mein Leben gelebt wurde,
hilflos und ängstlich,
immer Opfer,
anstatt selbst zu handeln,
und erkannte, was ich tat.
Als sich Erkenntnis in meinem Bewusstsein ausbreitete,
wuchsen Fische und Meeressäuger
aus meinen abgeschnittenen Fingern.
Ich wurde zu Nahrung,
wurde SIE, die für ihre Gemeinschaft sorgt,
nicht länger Opfer.
Bedeutung:
Sedna schwimmt in dein Leben und sagt dir: „Höre endlich auf, Opfer zu sein!“ Du findest deinen Weg zur Ganzheit, wenn du dir bewusst machst, wie du im Opferdenken gefangen bist, und wie du den Archetyp des Opfers lebst. Dann geht es darum, dieses Muster zu verändern und dich wieder mit deiner Kraft zu verbinden. Ertappst du dich öfter, wie du sagst: „Warum muss das immer nur mir passieren?“ Halte dich nicht bei dem „Warum“ auf. Betrachte ganz einfach realistisch, was du geschaffen hast und fange an, es zu verändern! Meinst du etwa, deine Bedürfnisse sind zu unbedeutend, um berücksichtigt zu werden? Scheint dich jeder im Leben auszunutzen? Du kannst deine Ganzheit fördern, indem du zunächst erkennst, wann du das Opfer spielst und dann ganz bewusst aus dieser Rolle aussteigst.
Sedna sagt, dass wir alle schon in bestimmten Situationen in der Opferrolle waren, z. B. durch patriarchalische Institutionen, durch Rassendiskriminierung, geschlechtsspezifische Benachteiligung, durch Religion oder Hautfarbe. Sie ermutigt dich, dir deine Kraft zurück zu holen. Sedna sagt dir, du bist zu wertvoll und unersetzlich im Tanz des Lebens, um kostbare Energie und Zeit als Opfer zu verschwenden. Statt deine Energie zu verschleudern, erschaffe damit lieber das, was du willst.
Mythologie:
Die Inuit in Nordamerika nennen ihre Meeresgöttin Sedna. Sedna war einst eine schöne Frau, die mit keinem der vielen Verehrer, die um ihre Hand anhielten, zufrieden war. Als eine Möwe um sie warb und ihr einen reich gedeckten Tisch und viele Bedienstete versprach, ging sie mit, um mit den Vogelmenschen zu leben. Anstatt des versprochenen Reichtums wurde sie gezwungen in Schmutz und Dreck zu leben. Als ihr Vater sie besuchte, flehte sie ihn an, er möge sie wieder mit nach Hause nehmen über das Meer. Als die Vogelmenschen sie auf der Heimfahrt verfolgten, wollte der Vater sein Leben retten und stieß Sedna über Bord. Sie versuchte zurück ins Boot zu klettern, doch der Vater schnitt ihr die Finger ab. Sednas abgeschnittene Finger verwandelten sich in Fische und Meeressäuger.
Abbildungen und Texte aus
“Göttinnen Geflüster - Mit Orakel und Ritualen zur eigenen Kraft”
von Amy Sophia Marashinsky / Hrana Janto
mit freundlicher Genehmigung: © Schirner Verlag Darmstad