Ich stille dich an meinem Busen, der Erde,
und füttere dich mit Korn und Mais,
Pflanzen und Tieren und Fischen;
alles, um dich bei Kräften zu halten,
alles, um dich zu speisen,
alles, um dich zu nähren;
die Nahrung, das große Geschenk
meiner Liebe zu dir,
damit du wächst und gedeihst.
Von meinem Busen der Erde,
weil ich dich liebe.
Bedeutung:
Die Maisgöttin schenkt dir ihre Zuwendung mit der Nahrung, die du zu dir nimmst. Essen ist eine heilige Handlung, denn etwas Lebendiges stirbt, weil du es in dich aufnimmst. Hierbei ist es egal, ob du die Tiere, die du isst, selbst jagst und tötest, oder ob du dein Gemüse im Supermarkt kaufst. Es ist Teil der menschlichen Existenz, dass sie, um leben zu können, Sterben verursacht. Essen als lästige Pflicht zu behandeln, als etwas, dass man vermeidet oder fürchtet, würde bedeuten, das Geschenk der Liebe der Maisgöttin, der Tiere und der Pflanzen zu verunglimpfen.
Hast du Angst vor dem Essen? Hast du das Gefühl, schon Gewicht zuzulegen, wenn du dir Essen nur anschaust? Bist du in deinem Alltag so gestresst und so beschäftigt, dass du dich mit viel „wichtigeren“ Dingen beschäftigen musst, als mit deiner Nahrung? Kann es sein, dass du andere mehr nährst, als dich selbst? Hast du zum Essen eine Liebe-Hass-Beziehung? Essen ist eine der wesentlichsten Handlungen auf dem Weg des Sich-Nährens und der Ganzheit. Die Maisgöttin fordert dich auf, eine gesunde Beziehung zu deiner Ernährung zu entwickeln.
Mythologie:
Die Ureinwohner des Südwestens von Amerika und Stämme der Puelo-Indianer – Arikara, Pawnee, Cheyenne, Mandan, Hidasta, Abnaki, Cherokee und Huron – sehen in der Maispflanze eine Göttin. Die Maisgöttin umfasst die Figuren der Mais-Mutter, der Mais-Jungfrau und der Gelben Frau. Sie alle sehen die Maispflanze als heiliges Wesen, das sich für ihr Volk opfert, um sie am Leben zu erhalten und zu ernähren. Ein Mythos der Arikara erzählt, dass ihr Schöpfergott Nesaru die Mais-Mutter aus der Ähre einer Maispflanze schuf, die im Himmel wuchs. Sie kam dann zur Erde und lehrte die Menschen, die Gottheiten zu ehren und Getreide zu pflanzen.
Abbildungen und Texte aus
“Göttinnen Geflüster - Mit Orakel und Ritualen zur eigenen Kraft”
von Amy Sophia Marashinsky / Hrana Janto
mit freundlicher Genehmigung: © Schirner Verlag Darmstad